Ursula hat nur eine winzige Rente, die mit Grundsicherung im Alter aufgestockt wird. 502 Euro bleiben ihr nach Abzug von Miete und Nebenkosten pro Monat zum Leben – für Essen, Kleidung, Medikamente, Strom und alles, was sonst anfällt. Davon sind vom Staat 174,19 Euro für Lebensmittel vorgesehen. Macht knapp 5,80 Euro für Essen am Tag – also weniger als zwei Euro pro Mahlzeit. Vor allem Gemüse und Obst kann sich die Rentnerin kaum noch leisten: „Letztens hat der Blumenkohl fast vier Euro gekostet. Viel zu teuer für mich!“ Mit Kreuzworträtseln und Büchern aus der Bibliothek vertreibt sie sich die Zeit. Auch, um nicht ständig grübeln zu müssen: „Meine Geldsorgen belasten mich sehr. Ich habe ständig Rückenschmerzen und Kopfschmerzen.“
Die 79-Jährige wohnt in der Säbener Straße, nicht weit vom FC-Bayern-Trainingsgelände entfernt. „Manchmal sehe ich die Spieler – Thomas Müller finde ich sehr nett. Ein toller Typ, bodenständig und gut aufgelegt.“ Schon immer war Ursula ein großer Bayern-Fan. Früher habe sie auch mal ein Spiel im Stadion gesehen – das kommt ihr heute vor wie eine andere Zeitrechnung. Nie hätte die Seniorin gedacht, dass es ihr finanziell mal so schlecht gehen würde, dass sie sogar am Essen sparen muss. Nach ihrer Mittleren Reife arbeitete Ursula als Bankangestellte, in einer Werbeagentur und in einem Steuerbüro. Mit ihrem damaligen Lebensgefährten übernimmt sie schließlich ein Lokal. Als die Beziehung in die Brüche ging, musste sie ihre zwei Kinder allein aufziehen und konnte nur noch in Teilzeit als Bedienung arbeiten. „Etwas zur Seite legen und vorsorgen, das ging einfach nicht.“
Vor sechs Jahren überwand Ursula ihre Scham und ging ins Münchner Büro von Lichtblick Seniorenhilfe e. V. „Ich habe allen Mut zusammengenommen“, erinnert sie sich, ihre Waschmaschine war kaputt und niemals hätte das Geld für eine neue gereicht. „Heute weiß ich, dass es vielen so geht wie mir und ich mich für meine Situation nicht schämen muss.“ Erst kürzlich bekam sie Geld für ein neues Bett und Lebensmittelgutscheine, sie erhält auch die Patenschaft von 35 Euro im Monat. Für diese Unterstützung ist Ursula zutiefst dankbar: „Wenn ich Lichtblick nicht hätte, könnte ich nicht existieren.“ Für Geschenke an die Familie fehlt das Geld: Ursula wird auch dieses Jahr an Weihnachten wieder mit leeren Händen bei ihren Töchtern vor der Tür stehen: „Meine sieben Enkelkinder wissen, dass ich ihnen leider nichts schenken kann.“ Die Kinder würden ihre Mutter gerne unterstützen, aber sie schaffen es selbst nicht.