Angelika T. wird im März 66 Jahre alt. Einen Monat zuvor geht sie abschlagfrei in Rente. Mit zwei Maßnahmen will sie vorsorgen, um weiterhin gut über die Runden zu kommen: Lotto spielen – und einen 450-Euro-Job aufnehmen.
Beim Lotto wird im Schnitt die Hälfte vom Einsatz über die Gewinne ausgeschüttet. Bei der Rente ist das Verhältnis zwischen Beitrag und dem, was dafür als Rente herauskommt, nicht so leicht zu bestimmen. Aber es ist für die meisten Menschen besser als beim Glücksspiel. Am allerbesten ist die Relation zwischen „Einsatz“ und „Gewinn“ für diejenigen, die schon das Regelrentenalter erreicht haben und noch einen Minijob ausüben.
Eine Rechnung, die sich lohnen kann
Weil Angelika T. das Alter erreicht hat, ab dem ohne Abschläge die normale Altersrente bezogen werden kann, muss sie eigentlich keine Rentenbeiträge mehr abführen. Von den 450 Euro pro Monat im gewerblichen Minijob blieben ihr auch netto 450 Euro im Geldbeutel. Allerdings kann sie auf die Befreiung von Rentenbeiträgen verzichten. Dann werden stattdessen 3,6 Prozent, das sind 16,20 Euro, von den 450 Euro abgezogen. Im Gegenzug erhöht sich Angelikas Rente ab Juli des folgenden Kalenderjahres um derzeit mindestens 43 Cent pro Monat – 38 Cent nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherung. Macht sie das für ein ganzes Jahr sind es schon 4,50 Euro mehr Rente monatlich, und das bis an ihr Lebensende. Rein rechnerisch hätte sie somit nach 3 Jahren und 7 Monaten ihren Einsatz wieder raus.
Das Alter ist ausschlaggebend
Warum „mindestens“ 43 Cent? Es kommt aufs Alter an! Die 43 Cent gelten für diejenigen, die gerade erst das Regelrentenalter erreichen, so wie Angelika. Je älter sie wird, desto kürzer ist unter unveränderten Annahmen der Zeitraum, nach dem sich ihre Rentenbeiträge im Minijob durch höhere Rente ausgeglichen hätten. Dafür sorgt der sogenannte Zugangsfaktor. Er bestimmt, dass zusätzliche Rente, die erst nach dem Regelrentenalter beginnt, mit jedem Jahr um 6 Prozent höher ausfällt.
Die rund 3 Jahre und 7 Monate (bzw. 3 Jahre und 3 Monate unter Einbezug der Rentensteigerung) ab Juli 2023, nach denen Angelika ihre Rentenbeiträge aus 2022 wieder raushat, würden sich entsprechend verkürzen. Damit wird der kürzeren Lebenserwartung (in Bezug auf den Zugangsfaktor) entsprochen. Weil die mittlere Bezugszeit sinkt, kann die Rente aus den Minijobbeiträgen (noch) höher ausfallen. Durch die sechsprozentige zusätzliche Erhöhung pro Jahr hätten sich beispielsweise Rentenbeiträge aus dem Jahr 2025 (die die Rente ab Juli 2026 erhöhen) bereits nach etwa 3 Jahren amortisiert.
Verzicht bringt langfristig Gewinn
Auf 16,20 Euro im Monat zu verzichten, um ab dem Folgejahr jeden Monat 38 Cent mehr Rente zu bekommen? Das klingt auf den ersten Blick nicht sonderlich erstrebenswert. Ein ganzes Jahr mit Minijob erhöht aber die monatliche Rente ab dem Folgejahr um 4,50 Euro pro Monat oder 54 Euro im Jahr. Wenn Angelika T. noch über 20 Jahre lebt, so jedenfalls die durchschnittliche Lebenserwartung, hätte sie ihren „Einsatz“ versechsfacht. Da kann keine andere Geldanlage mithalten.
Ein weiteres Plus: Angelika T. kann die Zahlung der Rentenbeiträge im Minijob jederzeit durch einen Hinweis an den Arbeitgeber beenden.
Auf den Rentenbeitragssatz kommt es an
Allerdings hat die einfache Fortschreibung und Prognose der Beziehung zwischen Rentenbeitrag und Rentenhöhe einen Haken: Sie hängt auch vom Rentenbeitragssatz ab. Sofern dieser steigt, verlängert sich die Dauer. Nehmen wir an, der Beitragssatz steigt so, wie im Rentenversicherungsbericht im mittleren Szenario zu Beschäftigungs- und Lohnentwicklung zugrunde gelegt. Auch dann gilt: Selbst im 80. Lebensjahr von Angelika T. wäre ihre statistische Restlebenserwartung noch rund doppelt so lang wie der Zeitraum den es bräuchte, um zusätzliche Rentenbeiträge in dem Alter auszugleichen.
Auf den Punkt gebracht
Wenn Angelika T. die Rentenbeiträge bis zum Ende des Jahres aufbringt, in dem sie 70 wird, also bis 2026, kostet sie das hochgerechnet bis dahin ohne Steuern in Summe über die knapp fünf Jahre rund 700 Euro. Ihre Lebenserwartung wird mit Rückgriff auf die Sterbetafel (z.B. DAV2004R) jedoch etwa weitere 20 Jahre betragen. In ihren verbleibenden Lebensjahren bekäme sie dann hochgerechnet etwa 6.200 Euro Rente zusätzlich (nach Abzug von Sozialabgaben), ohne einen weiteren Euro aufbringen zu müssen:
Aus 700 Euro Einsatz werden in diesem Fall also 6.200 Euro Rente zusätzlich.
Fazit:
Wer als Rentnerin oder Rentner die Regelaltersgrenze überschritten hat und noch einem 450-Euro-Job nachgeht, macht vermutlich ein sehr gutes Geschäft, wenn sie oder er auf 16,20 Euro im Monat verzichten kann, solange es die Gesundheit und der Geldbeutel zulassen.
Stand: Februar 2022
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