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„Die Alterssicherung in Deutschland ist gut aufgestellt. Der Alterssicherungsbericht 2020 zeigt, dass die positive Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre auch bei der älteren Bevölkerung angekommen ist. Im Durchschnitt sind die Haushaltsnettoeinkommen der Älteren von 2015 bis 2019 um 14 Prozent gestiegen und damit deutlich stärker als die Preise mit 5 Prozent. Für die künftige Entwicklung gibt der Rentenversicherungsbericht Orientierung: Die Rentenfinanzen sind trotz der aktuellen wirtschaftlichen Folgen der COVID-19 Pandemie gut aufgestellt. Eine wichtige Rolle spielen hierbei unsere Regelungen zur Kurzarbeit und dass auf Kurzarbeitergeld auch Beiträge zur Rente gezahlt werden. Der Beitragssatz bleibt im Jahr 2021 unverändert bei 18,6 Prozent. Außerdem sorgt die Rentengarantie bei der Rentenanpassung zum 1.7.2021 dafür, dass die Renten trotz aktuell sinkender Löhne nicht gekürzt werden.“

Copyright: BMAS / Dominik Butzmann

Lieber Herr Bundesminister Heil,

Ihr Statement vom 30.11.2020 zu den vorgestellten Berichten zur Alterssicherung und Rentenversicherung in Deutschland möchten wir gerne kommentieren. Unser gemeinnütziger Verein engagiert sich seit vielen Jahren gegen Altersarmut in Deutschland.

Sie sagen, die Alterssicherung in Deutschland sei gut aufgestellt und berufen sich diesbezüglich auf das in den letzten Jahren im Durchschnitt deutlich gestiegene Haushaltseinkommen älterer Menschen. Außerdem freuen Sie sich über eine trotz sinkender Löhne weiterhin ungekürzte Rente. Das hört sich alles auf den ersten Blick erfreulich an.

Die im Alterssicherungsbericht genannten Durchschnittswerte bilden die Lebenswirklichkeit vieler alter Menschen nicht ab. Einerseits geht es vielen Rentnern und Pensionären finanziell sehr gut, doch weit unterhalb dieses schönen Mittelwertes reichen die Renten einer bedrohlich wachsenden Gruppe alter Menschen kaum noch zum Überleben. Auch diese Menschen haben in der Regel ein Leben lang gearbeitet, aber eben nicht mit üppigen Gehältern – und so müssen sie im Alter von einer oft beschämend kleinen Rente leben. Geld für private Altersvorsorge oder andere Arten der Absicherung hatten diese Menschen niemals.

Diese Senioren leben in Altersarmut – mitten in unserem reichen Land. Sie können mit der von Ihnen proklamierten „positiven Wirtschaftsentwicklung auch bei der älteren Generation“ und auch mit der trotz Corona im Moment noch „ungekürzten Rente“ nichts anfangen. Sie kämpfen vielmehr um ihr materielles Überleben, Tag für Tag. Eine neue Brille oder neue Winterschuhe? Zu teuer. Den Kühlschrank oder die Waschmaschine reparieren lassen? Unmöglich. Das sind die Sorgen dieser Menschen.

Wir würden es begrüßen, wenn Sie neben den berechtigt erfreulichen Aspekten aus den vorliegenden Berichten zur Alterssicherung und Rentenversicherung auch die weiterhin steigende Altersarmut im Lande zum Thema machen. Damit zeigen Sie den vielen betroffenen alten Menschen, dass sie nicht vergessen sind.

Lydia Staltner, Gründerin und 1. Vorstand der LichtBlick Seniorenhilfe e.V.

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