+49 (0)89 / 67 97 10 10

Bayern führt zum 18. Januar eine FFP2-Maskenpflicht im ÖPNV und beim Einkauf ein. Sicherheit ist zweifellos wichtig. Doch hat diese neue Vorschrift insbesondere für Menschen in Armut bestürzende Konsequenzen.

FFP2-Masken kosten im Handel zwischen 2 und 8 Euro pro Stück und sind nach Meinung vieler Experten nur zur Einmalverwendung geeignet. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte schreibt, diese Masken seien grundsätzlich vom Hersteller als Einmalprodukte und nicht zur Wiederverwendung vorgesehen. 

Menschen in Armut werden bestraft

Jeder Gang zur Apotheke oder zum Einkaufsladen, jede Fahrt mit dem Bus kostet künftig wegen der vorgeschriebenen FFP2-Maske mehrere Euro. Das können sich Menschen nicht leisten, die jeden Cent umdrehen müssen. Wer beispielsweise als Rentner von Grundsicherung lebt, verfügt über rund 2 Euro für den täglichen Bedarf. Kauft er sich nun pro Woche zwei Masken zu je 3 Euro, so schrumpft sein Budget um beinahe die Hälfte – das ist existenzbedrohlich! Da zudem davon auszugehen ist, dass ältere Menschen ihre Masken häufig in der nahegelegenen Apotheke kaufen statt in einer weiter entfernten Drogerie, ist sogar von höheren Maskenpreisen auszugehen. Hinzu kommt dort die nun anstehende Gefahr von Hamsterkäufen. Deutliche Tendenzen in diese Richtung gibt es schon – leere Regale inklusive. Außerdem könnten die üblichen Marktmechanismen die Preise für dieses nun sehr begehrte Gut weiter in die Höhe treiben. Die FFP2-Maske wird auf diese Weise für viele Menschen zu einem unerschwinglichen Produkt. Das gilt übrigens auch für viele jüngere Menschen mit schwachen Finanzen, man denke etwa an viele Alleinerziehende oder Langzeitarbeitslose im Lande. 

Wer also arm ist und trotzdem noch zum Einkaufen gehen oder mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren möchte, muss seine Maske vielfach verwenden, um Geld zu sparen – und setzt sich somit erheblichen gesundheitlichen Risiken aus. Andere Betroffene werden mangels Maske die Wohnung gar nicht mehr verlassen und auf den Kauf von Lebensmitteln oder eine wichtige Busfahrt zum Arzt verzichten. Das führt geradewegs in die komplette Isolation und es schadet der Gesundheit. 

Wir haben schon während des ersten Lockdowns Senioren erlebt, die hungernd zuhause saßen, weil sie sich nicht mehr in den Lebensmittelladen trauten. Damals gab es längere Zeit überhaupt keine Masken, nun müssen teure FFP2-Masken getragen werden. Diese neue Vorschrift gefährdet genau jene Menschen besonders, die aufgrund ihrer finanziellen Situation ohnehin ständig um ihr materielles Überleben kämpfen müssen. Und sie kann dafür sorgen, dass gerade notleidende alte Menschen innerlich aufgeben. 

Spendenaufruf – Masken für unsere Senioren

Wir von LichtBlick wollen nicht auf mögliche Aktivitäten der Politik warten. Wir handeln – und zwar sofort. Wir haben eine große Zahl an FFP2-Masken bestellt, die den von uns unterstützten Rentnerinnen und Rentnern kostenlos zur Verfügung stellen werden – und das sind inzwischen mehr als 16.000. Die Würde des Menschen darf nicht antastbar sein, nur weil er alt und arm ist. Jeder Mensch soll gerade in diesen schwierigen Zeiten wenigstens die wichtigsten Besorgungen machen können – auch wenn er kein Geld für teure Masken hat! 

Wir freuen uns über jede Spende, die unsere Aktion unterstützt!

Unser Corona-Spendenkonto:

LichtBlick Seniorenhilfe
Stadtsparkasse München
IBAN: DE40 7015 0000 1005 9735 48
BIC: SSKMDEMM

münchen.tv zur neuen FFP2-Maskenpflicht: LichtBlick warnt vor finanzieller Belastung für Senioren:

FFP2-Masken kosten im Handel zwischen 2 und 8 Euro pro Stück

Sind genug Masken verfügbar?

Ein wichtiges Thema ist auch die Verfügbarkeit der vorgeschriebenen Masken. Herr Söder sprach davon, diese seien ausreichend und teilweise sogar im Überfluss vorhanden. Wird das bei dem nun erwarteten Ansturm auf FFP2-Masken so bleiben? Und wie stellt es sich dar, wenn andere Bundesländer mit derlei Maßnahmen nachziehen? Nach Aussagen des Bayerischen Apothekerverbandes gibt es inzwischen eine große Bevorratung an Masken und überdies bis zum Start der FFP2-Pflicht einige Tage Vorlaufzeit. Der Verband erwartet für Bayern keine Engpässe. Allerdings melden uns inzwischen immer mehr Menschen andere Erfahrungen und teilen mit, in Apotheken und Drogerien keine Masken bekommen zu haben. Auch wir selbst haben Apotheken angerufen und erfahren, dass FFP2-Masken nicht immer vorrätig sind.

Sicherheit muss für alle gelten

Stets und überall verkünden die politischen Entscheidungsträger, wie elementar der Schutz der besonders durch Corona bedrohten alten Menschen ist. Immer wird beteuert, man würde alles tun, um diese vulnerable Gruppe zu unterstützen. Kann es vor diesem Hintergrund richtig sein, ausgerechnet alte Menschen mit geringen finanziellen Möglichkeiten durch diese neuen Vorschriften in Angst und Isolation zu treiben?

Wenn erhöhte Sicherheit für alle gleichermaßen gelten soll, müssen FFP2-Masken für Menschen in Armut gratis zur Verfügung gestellt werden. Dies gilt insbesondere für die besonders gefährdeten Gruppen wie Senioren. Diese Maßnahme halten wir für eine moralische Pflicht – und die Kosten sind verglichen mit anderen Krisenaktivitäten niedrig. Jeder Empfänger von Grundsicherung ist den bayerischen Behörden bekannt. Es dürfte kein überaus kompliziertes logistisches Problem sein, wenigstens diese Menschen auf dem Postweg mit einer angemessenen Zahl an FFP2-Masken auszustatten. Die von Herrn Söder heute in Aussicht gestellten 2,5 Millionen Gratismasken für Bedürftige sind ein erster Schritt, bedeuten aber bei knapp 600.000 Empfängern sozialer Mindestleistungen in Bayern pro Kopf nur 4 Masken, die kaum länger als zwei Wochen reichen dürften. Zudem bleibt abzuwarten, inwieweit und auf welche Weise diese Ankündigung in die Praxis umgesetzt wird.

Es geht um die Würde besonders betroffener alter Menschen, die ohnehin seit Monaten weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten leben müssen. Es kann nicht sein, dass Senioren nun noch stärker isoliert werden, weil sie sich keine FFP2-Masken leisten können. Hier muss die Solidargemeinschaft einstehen! Es ist eine Frage der Menschlichkeit.

Archiv