Brigitte ist noch rüstig. Doch an eine Tätigkeit als Kellnerin – mit der sie den größten Teil ihres Berufslebens verbrachte – ist heute nicht mehr zu denken. „Mein Körper macht nicht mehr mit – es sind die Bandscheiben“, sagt sie. Sie kann nur noch kleinere Einkäufe tragen und nicht einmal das Angebot der Tafel wahrnehmen. „Ich kann die Lebensmittel gar nicht nach Hause transportieren.“ Dazu kommt: Alles ist so teuer geworden. Brigittes kleine Rente reicht hinten und vorne nicht. Sie spart, wo sie nur kann. Zuhause brennt nur ein Licht, die Heizung ist nur in der Küche an.
Aufs Geld geachtet hat Brigitte ein Leben lang: Sie wollte Säuglingsschwester werden, aber aus der geplanten Ausbildung wurde nichts, weil sie früh heiratete. Dann: Scheidung mit Anfang 20. Ganz auf sich gestellt, war sie in verschiedenen Arbeitsstellen beschäftigt, als Zimmermädchen und Kellnerin. Sie verdiente wenig, aber es reichte zum Leben. Und wenn sich die Gelegenheit bot, arbeitete sie auch auf der Wiesn. Gern erinnert sich Brigitte an ihre Kindheit. Als kleines Mädchen verbrachte sie den Heiligabend oft bei ihren Großeltern. „Mit Oma Platzerl backen, mit Opa Schlitten fahren, daran erinnere ich mich noch gut“, schwärmt sie. Wenn sie heute, rund 65 Jahre später, an Weihnachten denkt, kommen ihr die Tränen, weil ihr die Einsamkeit umso mehr bewusst wird.
Brigittes Kühlschrank bleibt nicht mehr leer – dank Lebensmittelgutscheinen kann Brigitte einkaufen, was sie zum Leben braucht. „Darum bin ich überglücklich“, sagt sie. Die 72-Jährige geht jeden Tag spazieren. Schon oft bewunderte sie, wenn sie über den Rotkreuzplatz ging, die schön dekorierten Schaufenster. „Gekauft habe ich mir nie etwas, das war einfach nicht drin“, sagt sie. Dank der Lichtblick-Patenschaft sind Brigitte sogar wieder kleine Glücksmomente vergönnt: Vor Kurzem konnte sie sich ein T-Shirt kaufen. Auch an einen Besuch im Café ist jetzt zu denken. „Für diese Unterstützung bin ich so dankbar“, sagt Brigitte. Wenn es ihre Gesundheit zulässt, nimmt sie auch an Veranstaltungen von Lichtblick teil. „Heuer war ich mit im Tierpark, das war so schön“, erzählt sie. Vor Kurzem hat ihr ein Bekannter erzählt, dass sich manchmal Rehe im Nymphenburger Schlosspark zeigen. Seitdem geht sie dort öfter spazieren, doch bis jetzt hatte sie noch kein Glück. Vielleicht an Weihnachten?