An allen Ecken und Enden fehlt das Geld. Erwin leidet an COPD und ist herzkrank. Zwar übernimmt die Krankenkasse den Großteil der Medikamente. Doch vieles muss er selbst bezahlen, etwa die Mittel gegen die Nebenwirkungen der Medikamente, die die Schleimhäute stark austrocknen. Vor zwei Jahren ging seine Zahnprothese kaputt – und damit brach auch sein knapp gestrickter Finanzplan endgültig zusammen. „650 Euro für die Behandlung, das hätte ich nicht mal abstottern können“, sagt Erwin. Zu seiner finanziellen Not kommt das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören. „Es ist, als hätte mich die Gesellschaft vergessen“, erklärt er. Auch die Behörden. Nach seinem Antrag auf Wohngeld bei der Stadt München musste er 18 lange Monate auf den Bescheid warten. Dann wurden ihm immerhin 69 Euro Wohngeld pro Monat gezahlt. Doch die Freude währte nur kurz: Das Geld reichte nicht mal, um die gestiegenen Heizkosten abzufedern: „Ich zahle seit diesem Jahr insgesamt 80 Euro pro Monat mehr für die Heizung. Mein Leben ist ein täglicher Kampf – und ich habe niemanden, mit dem ich reden kann.“ Nur ein paar Hundert Euro pro Monat Rente bleiben ihm übrig. Für Lebensmittel, Strom, Kleidung und alles, was sonst noch anfällt. „Ohne fremde Hilfe ist das nicht möglich“, sagt der Münchner.
Werkzeugmacher, Staubsaugervertreter, Fahrer, Verkaufsleiter, Gastronom: Der Münchener hatte ein arbeitsreiches Leben. „Ich habe immer am Limit gearbeitet“, sagt der 75-Jährige. Selbst nach dem ersten Herzinfarkt im Jahr 1990 arbeitete er weiter für die Familie – bis es gesundheitlich irgendwann nicht mehr ging. Mit der Berufsunfähigkeit konnte er die Vorsorge nicht mehr leisten. Von seiner Frau ist er getrennt. Viele soziale Kontakte brachen zudem wegen der Corona-Pandemie weg, als er wegen seiner Vorerkrankungen als vulnerable Person galt und nicht unter Leute gehen konnte. Erwin ist einsam und fühlt sich auch in seiner Not alleingelassen. „Wie kann das sein, dass mich das Amt 18 Monate lang warten lässt?“, fragt sich der Senior. „Und wie soll ich an der Gesellschaft teilhaben, wenn ich mir nicht mal einen Besuch im Wirtshaus leisten kann?“ Auch seine Söhne können ihn nicht unterstützen – einer musste seine Firma in der Coronakrise aufgeben, ein weiterer ist behindert und bräuchte eigentlich selbst Taschengeld. „Was ich ihm leider nicht geben kann“, sagt Erwin traurig.
In seiner Not bittet Erwin den Verein Lichtblick Seniorenhilfe e. V. um Hilfe. „Die haben meine Behandlungskosten sofort übernommen. Ich bin so glücklich, sonst hätte ich heute keine Zähne.“ Kürzlich erhielt er von Lichtblick auch Geld für neue Winterschuhe. In die alten lief das Wasser rein – doch neue kaufen war bisher einfach nicht drin. Das Team von Lichtblick weiß er immer an seiner Seite. „Darum bin ich heilfroh, denn ich wüsste sonst nicht, was ich tun sollte.“